Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung von Morbus Parkinson

Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung von Morbus Parkinson

Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es überhaupt nach der Diagnose Morbus Parkinson? Welche Vor- und Nachteile haben diese? Gibt es Alternativen zu den üblichen Medikamenten? Und was tut sich in der Forschung in diesem Gebiet?
Zu all diese Fragen werden in den folgenden Absätzen Antworten und damit ein Überblick über Chancen und Risiken der Medikation bei Parkinson präsentiert.

Schon in unserem ersten Blog-Beitrag Diagnose Parkinson – Was jetzt Diagnose Parkinson – Was jetzt? wurde ein kurzer Überblick über Behandlungsoptionen gegeben. Dieser soll nachfolgend erweitert werden:
Nach der Diagnose Parkinson erfolgt meist eine medikamentöse Behandlung. Zusätzlich wird häufig Bewegungstherapie angeordnet. Auch Tiefe Hirnstimulation (kurz: THS bzw. DBS nach dem englischen “Deep Brain Stimulation”) findet bei einigen Betroffenen Anwendung.

Behandlung mit Medikamenten

Die Behandlung mit Medikamenten kann zwar Beschwerden lindern, jedoch ist Morbus Parkinson bis heute nicht heilbar. Die Medikamente setzen grundsätzlich dort an, wo Parkinson die Betroffenen einschränkt: Durch die Erkrankung herrscht ein Dopaminmangel im Gehirn, der das “Versenden von Nachrichten” stört. Die drei üblichsten Medikamente Levodopa, Dopaminagonisten und MAO-B-Hemmer versuchen diesem Mangel entgegenzuwirken. 

Levodopa (L-Dopa) ist das wohl üblichste Medikament in der Behandlung von Parkinson. Es ist sozusagen ein Dopamin-Ersatzstoff, also ein Stoff, der im Gehirn zu Dopamin umgewandelt wird. 

Dopaminagonisten sorgen für eine Anregung der Rezeptoren im Gehirn, die zur Dopaminaufnahme verantwortlich sind. Dadurch nehmen die Rezeptoren das vorhandene Dopamin besser auf, das Vorhandene wird also besser/mehr genutzt. 

MAO-B-Hemmer blockieren den natürlichen Abbau von Dopamin im Gehirn und sorgen somit dafür, dass das vorhandene Dopamin länger genutzt wird. 

Alle drei Optionen der medikamentösen Behandlung werden meist in Tablettenform eingenommen. Eine regelmäßige und pünktliche Einnahme ist dabei besonders wichtig. Um diese sicherzustellen können Smartphone-Apps mit Erinnerungen oder einfache Notizzettel helfen. Auch die Einnahme über Pflaster oder Pumpen statt Tabletten kann sinnvoll sein um eine gleichmäßigere Einnahme zu erreichen. 

Leider haben die Medikamente auch Nachteile. Ihre Wirkung ist, genau wie die damit verbundenen Nebenwirkungen, sehr individuell. Eine Verbesserung des Zustands der Betroffenen tritt oft erst nach mehreren Wochen ein und bestimmte Symptome wie das typische Zittern sind nicht immer behandelbar, teilweise erst nach einigen Jahren medikamentöser Behandlung. 
Im Rahmen einer Langzeitbehandlung mit Medikamenten ist außerdem zu beobachten, dass die Wirkung der Medikamente mit der Zeit nachlässt.

Insbesondere die Nebenwirkungen der Medikamente unterscheiden sich stark. Während bei L-Dopa Übelkeit, Schwindel, Depression, Verwirrtheit und Bewegungsstörungen häufig auftreten, sind die Nebenwirkungen der Dopaminagonisten noch schwerwiegender: Wassereinlagerungen, Müdigkeit, Verstopfung, Schwindel, Halluzinationen und Übelkeit sorgen dafür, dass die Medikation häufig abgebrochen wird. Dagegen wirken die Nebenwirkungen der MAO-B-Hemmer mit Bauchschmerzen, Erbrechen und Gewichtsverlust weniger gravierend. 

Der Grund, warum trotzdem vor allem L-Dopa, sowie die Dopaminagonisten verschrieben werden liegt in ihrer Wirksamkeit: Beide sorgen für messbar höhere Lebensqualität bei den Betroffenen. MAO-B-Hemmer sind besonders im Anfangsstadium der Erkrankung hilfreich, in späteren Stadien ist einfach zu wenig Dopamin im Gehirn vorhanden, sodass sie kaum Wirkung zeigen. Die Dopaminagonisten helfen besser bei Bewegungsstörungen wie Freezing als L-Dopa, dieses geht demgegenüber mit weniger gravierenden Nebenwirkungen einher.

Zusammenfassend gilt wie immer: Behandlung, insbesondere medikamentös, ist sehr individuell. Wirkung und Nebenwirkungen sind abhängig vom Alter, den Lebensumständen, den auftretenden Symptomen, dem Krankheitsstadium, sowie ggf. möglichen weiteren Erkrankungen

Alternativen/Ergänzungen zur Medikation

Leider gibt es keine Alternativen zur Medikation bei Parkinson. Meist wird die Erkrankung so spät diagnostiziert, dass man um eine medikamentöse Behandlung nicht herum kommt. Dennoch gibt es Ergänzungen, die die Wirkung der Medikamente verstärken oder ergänzen. Dies sind insbesondere Hirnschrittmacher und Bewegung. Zum Thema Bewegung bei Parkinson haben wir bereits in einem ausführlichen Blog-Beitrag berichtet, an den wir an dieser Stelle verweisen: Bewegung mit Parkinson

Der Hirnschrittmacher hingegen erhielt bisher noch kaum Erwähnung in unseren Beiträgen. Die Tiefe Hirnstimulation, auch THS oder DBS, vom englischen Deep Brain Stimulation, verspricht schon heute deutlich verbesserte Lebensqualität, insbesondere in Kombination mit passender Medikation. Der Eingriff zum Anbringen des Geräts ist jedoch aufwendig und gefährlich, da es sich dabei um eine Operation direkt am Zwischenhirn handelt. Folgen von Komplikationen oder Wundinfektionen sind daher bei diesem Eingriff besonders schwerwiegend. Daher wird heute trotz der Erfolgsversprechen häufig auf Hirnschrittmacher verzichtet. 

Ausblick

Sowohl im Bereich der Medikation, als auch in Bewegungstherapie und bei der DBS wird ständig weiter geforscht. Im Bereich der experimentellen Therapien wird zurzeit versucht, den Ursprung der Parkinsonerkrankung zu finden und sie genau dort zu behandeln. 

In der DBS versprechen neue Geräte höhere Flexibilität mit besserer Steuerung des Reizstroms und flexiblerer Reaktion auf neuronale Aktivität. In Kombination mit speziellen Medikamenten wird so beispielsweise die neuronale Aktivität gezielt manipuliert. Hier besteht großes Potenzial für verbesserte Wirksamkeit, geringere Nebenwirkungen und allgemein zur Behandlung neurologischer Erkrankungen. 

Doch auch im Bereich der Bewegungstherapie gibt es ständig neue Ansätze. Neben den klassischen betreuten Therapiemethoden rücken immer stärker auch Themen wie Teletherapie oder Training im Alltag in den Fokus. Genau an diesem Punkt setzen auch wir von novapace mit unserer Einlegesohle zum Gangtraining im Alltag, speziell für Parkinsonerkrankte, an. 

https://www.physiology.org/doi/full/10.1152/jn.00281.2015

https://www.gesundheitsinformation.de/medikamentoese-behandlung-bei-parkinson-krankheit.2226.de.html?part=behandlung-bp

https://www.parkinson-aktuell.de/behandlung-von-parkinson/medikamentoese-therapie-von-parkinson

https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/parkinson-hirnschrittmacher-hilft-besser-als-medikamente-a-883163.html

https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/experten-prophezeien-neue-parkinson-therapien-11254/

Diagnose Parkinson – Was jetzt?

Diagnose Parkinson – Was jetzt?

Nachdem wir Sie in unseren Blogs zum Fortschreiten unseres Projekts regelmäßig auf dem Laufenden halten, starten wir hier und jetzt mit einer neuen Informationsreihe:

Wir schreiben über Parkinson und die Auswirkungen, die die Erkrankung auf die Betroffenen hat:

Die Diagnose Morbus Parkinson wirft viele Betroffene aus der Bahn. Erkrankte und Angehörige sind meist geschockt und wissen nicht, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollen. Nicht selten werden die Erkrankten aggressiv aus Angst vor dem Ungewissen und Ärger über die neuen Probleme. Dazu kommen dann Nebenwirkungen der einzunehmenden Medikamente wie Halluzinationen und Wahnvorstellungen.

https://www.morbus-parkinson-aktuell.de/angehoerige

Es ist also offensichtlich nicht ganz einfach, weder für die Erkrankten selbst, noch für die Angehörigen. Als Hilfestellung möchten wir hier 3 Tipps geben, wie Sie als Erkrankte/r bzw. Angehörige/r mit der neuen Lebenssituation umgehen können.

1. Immer mit der Ruhe

Kurz nach der Diagnose prasseln die Informationen von allen Seiten nur so auf die Sie ein. Egal ob Sie selbst erkrankt oder eine/r der Angehörigen sind, keiner weiß mit der Situation umzugehen, Arzt und Internet schaffen vermeintliche Abhilfe. Nicht selten endet dies in einer Flut von Informationen, die es noch zusätzlich zur emotional angespannten Situation zu verarbeiten gilt. Nehmen Sie sich die Zeit, alles erst einmal sacken zu lassen.

2. Fakten

Nach dem ersten Schock gilt es, sich einen sachlichen Überblick über die Situation zu verschaffen. Damit dies nicht wieder in einer Überschwemmung an Informationen endet, finden Sie hier einen kurzen Überblick über alles Wichtige:

Die Krankheit:

  1. Parkinson ist (Stand heute, Januar 2019) nicht heilbar, sehr wohl jedoch behandelbar.
  2. Die Lebenserwartung von ParkinsonpatientInnen liegt nicht unter der von gesunden Menschen.
  3. Je früher Parkinson diagnostiziert wird, desto besser.
  4. Die Auswirkung der Krankheit auf Ihren Alltag wird sich vergrößern, die Symptome werden bemerkbarer.

Die Behandlung:

  1. Behandlung durch Medikamente
    • L-Dopa wird verwendet um den verringerten Dopaminspiegel wieder aufzuheben. Die Wirkung von L-Dopa wird bei dauerhafter Einnahme nachlassen, die Dosis muss also immer weiter erhöht werden.
    • häufig wird L-Dopa mit weiteren Medikamenten (wie Decarboxylase-Hemmern) kombiniert, um die benötigte L-Dopa-Menge zu verringern
    • Es gibt Dopamin Agonisten, also Dopamin-Nachahmer, bei denen der Effekt der nachlassenden Wirkung von L-Dopa ausbleibt. Leider ist die Einnahme dieser Medikamente oft mit unschönen Nebenwirkungen wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Psychosen und Schläfrigkeit verbunden.
  2. Behandlung durch Bewegung/Sprachtherapie:
    • Physio- und Ergotherapie, um Bewegungsabläufe zu üben und den Umgang mit ggf. eingeschränkter Beweglichkeit oder eingeschränkten motorischen Fähigkeiten zu bewerkstelligen. Insbesondere ist an dieser Stelle die BIG-Therapie zu nennen, bei der besonders ausladende, große Bewegungen der Verkleinerung der Bewegungen entgegenwirken sollen. Außerdem soll Bewegung bei der Bildung neuer Zellen helfen und unterstützt damit den durch Parkinson herbeigerufenen Verlust der Zellen im Gehirn.
    • Des Weiteren können durch gezielte Übungen und die Integration dieser Übungen in den Alltag beispielsweise auch Stürze vermieden werden
    • Weiterhin gibt es Therapiemethoden wie die Sprachtherapie, bei der gemeinsam mit LogopädInnen Sprachübungen durchgeführt werden um die Koordination von Atmung und Stimmproduktion sowie die Mundbeweglichkeit trainiert werden. So kann frühzeitig dem durch die Krankheit verursachten Stimmwandel entgegengewirkt werden.
  3. Behandlung durch Tiefe Hirnstimulation
    • Die Tiefe Hirnstimulation funktioniert, ähnlich wie ein Herzschrittmacher, in Form eines Hirnschrittmachers, wird allerdings meistens erst in späten Phasen eingesetzt. Durch die tiefe Hirnstimulation kann meist die Dosis L-Dopa deutlich reduziert werden.

3. Der Umgang mit der Erkrankung

Doch was kann man nun wirklich selbst tun, abseits von der Einnahme der Medikamente und konsequentem Bewegen?

Die Parkinson Disease Foundation hat 12 Tipps für Patienten und Angehörige veröffentlicht (siehe Abbildung).

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Sind Ihnen das zu viele, dann haben wir hier für Sie unsere sechs Punkte zum Umgang mit Parkinson aufgelistet:

1. haben Sie Geduld

Seien Sie geduldig mit sich selbst und auch mit Ihren Angehörigen und nehmen Sie sich nicht zu viel vor.

2. Sprechen Sie Probleme und Ängste offen an

Offenheit in Zusammenhang mit der Krankheit hilft beim Umgang damit und unterstützt auch alle Betroffenen dabei, herauszufinden, wie am besten mit Ihnen umzugehen ist.

3. Lernen Sie, die Erkrankung und ihre Folgen zu akzeptieren und glauben Sie an sich selbst.

So schwierig es klingen mag: Parkinson gehört nun zu Ihnen. Lassen Sie sich nicht unterkriegen.

4. Bleiben Sie aktiv

Bewegung und Aktivität ist nicht nur für Ihre körperliche, sondern auch ihre seelische Gesundheit enorm wichtig. Übernehmen Sie sich nicht, schon kurze aber regelmäßige Spaziergänge haben einen großen Einfluss. Sie reisen gern oder treiben gern Sport? Umso besser!

5. Holen Sie sich Unterstützung

Lassen Sie sich helfen. Bei fast allem, was sie alleine nicht schaffen, gibt es Hilfe und es ist keine Schande, sie anzunehmen.

6. Sie sind nicht allein!

Zwar mag die Ausprägung von Parkinson individuell sein, aber die Probleme, die die Krankheit mit sich bringt, sind für viele Betroffene sehr ähnlich. In Selbsthilfegruppen für PatientInnen oder Angehörige können Sie sich genau darüber austauschen und sich Tipps holen. Bauen Sie sich ein Netzwerk der Unterstützung aus Familie, Freunden und Bekannten auf und versuchen Sie auch mal, nicht immer an die Krankheit zu denken, sondern gemeinsame Zeit zu genießen.

Abschließend finden Sie einige Links, damit Sie sich nach eigenem Ermessen vertiefend informieren können:

https://www.parkinson-web.de/content/fuer_angehoerige/index_ger.html

https://www.parkinson-aktuell.de/leben-mit-parkinson/parkinson-angehoerige

http://www.leben-mit-parkinson.de/service/umgang-mit-der-diagnose/

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/parkinson-wenn-nichts-mehr-stillsteht-11042052.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0

https://www.morbus-parkinson-aktuell.de/angehoerige